Wer wächst, hat’s lauter

Da mag Oldenburg noch so attraktiv sein, das bringt infrastrukturell die eine und die andere große Herausforderung. Und die muss die Bürgerschaft, die Politik und die Verwaltung erst einmal gemeinsam wuppen. Bei dem gemeinsam von SPD und GRÜNEN initiierten Gespräch mit Bürger_innen über die Verkehrsbelastung entlang der Hundsmühler Straße im Oldenburger Stadtteil Eversten war mit interessierten Bürger_innen schon zu sehen, zu hören und zu spüren, wie knifflig das wird. Anlass für das Gespräch ist der von der EU vorgeschriebene sogenannte Lärmaktionsplan, den der Rat der Stadt bald verabschieden muss (http://www.oldenburg.de/?id=10316).

Der gemeinsame Nenner dieses Gesprächs zwischen Bürger_innen und Politik ist der, dass es an der Hundsmühler Straße zu laut ist (!). Das ist schon mal ganz gut für den Anfang, dieser Konsens, aber für konkrete Pläne, diese Erkenntnis zu verändern, sprich den Verkehr weniger laut zu empfinden, zu wenig.

Ein kurzer Einblick in die geführte Diskussion gefällig? Bitte sehr: Ein Vorschlag war der, einen zweiten Autobahnring um Oldenburg zu bauen, ein anderer, die Geschwindigkeit in der Hundesmühler Straße auf 30 km/h zu reduzieren. Doch schon bei Tempo 30 gibt es bei den Anwohner_innen keine Einigkeit. 30 auf ganzer Länge oder nur auf einem bestimmten Abschnitt, tags oder nachts oder gar rund um die Uhr? Oder: Wenn spätabends die Busse der VWG die Vorrangschaltung einsetzen, müssen LKWs vor der roten Ampel halten. Durch das Bremsen und das erneute Anfahren entsteht zusätzlicher Lärm, das muss doch nicht sein! Und ein Vorschlag geht noch: Die Fußgänger und die Radfahrer haben bei der Auffahrt zur Autobahn eine zu lange Grünphase, deshalb staut sich der Verkehr morgens und nachmittags auf der Hundsmühler Straße. Also weg mit der Ampel! Da sind aber schon folgenreiche Unfälle mit Personenschaden vorgekommen, ein Einwand dagegen. Genau deswegen gibt es diese Ampelschaltung.

Die Themen Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer kamen interessanterweise nur am Rande vor. Dass jüngere und ältere Verkehrsteilnehmer besonders gefährdet sind, wird in der Öffentlichkeit trotz vieler eindeutiger Studien erst nach und nach wahrgenommen, auch wenn der demographische Wandel Tag für Tag im Oldenburger Stadtbild wahrnehmbar ist. Je langsamer der Verkehr rollt, desto weniger Unfälle geschehen.

Es gilt seitens der Verwaltung und der Politik intensiv folgende Ziele zu vermitteln: Intelligente Lösungen in den Bereichen Energieeffizienz, Umweltqualität, Mobilität und Verkehrslenkung, altersgerechte Infra- und Versorgungsstruktur und ihre Verknüpfung durch technologische Lösungen mithilfe von Informationssystemen und gemeinsamer Datennutzung (Quelle: http://www.oldenburg.de/smart-regions).

Lärm ist ein Zustand, den jeder von uns persönlich unterschiedlich empfindet. Deshalb gibt es eine technische Größe, die in Dezibel (dB) gemessen wird. Eine Anwohnerin gab an, selber den Verkehrslärm im Berufsverkehr gemessen zu haben. 75 dB habe sie gemessen. Um diese Zahl besser einschätzen zu können ist es gut zu wissen, dass Beschäftigte ab 85 dB gesetzlich dazu verpflichtet sind, einen Gehörschutz zu tragen. Die letzten Lärmpegelmessungen an der Hundsmühler Straße sind schon ein paar Jahre her. Die Ergebnisse der letzten beiden Messungen, so erinnerten sich Anwesende, hätten allerdings ergeben, dass trotz steigender Verkehrsdichte der Lärm nicht gestiegen sei. Ein Schelm, wer Arges dabei denken möge. Der Wunsch erging an die Verwaltung, in naher Zukunft erneut zu messen.

Immerhin ist auch ein Ergebnis dieses Gespräches gewesen, dass die Lärmquelle Verkehr nicht alleine in Eversten ein wichtiges Thema sei. Lärm müsse für die ganze Stadt betrachtet werden und nicht für einzelne Durchgangsstraßen. Ein Konzept müsse her (eben der Lärmaktionsplan), dass von möglichst vielen getragen würde.

Grundsätzlich ist dieses Gesprächsangebot seitens der beiden Parteien von den Bürger_innen begrüßt worden. Es ist unbestritten: Lärm macht krank. In Deutschland sind 13 Millionen Bürger_innen von Straßenverkehrslärm in ihrem Wohnumfeld betroffen. In Oldenburg setzen sich GRÜNE für die Stärkung umweltfreundlicher und klimaschonender Mobilität ein. Diese Mobilität steht für GRÜNE im Zentrum der Oldenburger Verkehrspolitik. Es ist viel zu tun: Wir wollen die Zahl der Verkehrstoten und Schwerverletzten reduzieren, den CO²-Ausstoß des Verkehrs erheblich absenken, wir wollen Verkehrslärm, Flächenverbrauch und Luftbelastung herabsetzen, den Schienenverkehr stärken und wir plädieren für eine moderne und zukunftsfeste Verkehrsinfrastruktur.

Wir alle in Oldenburg möchten mehr Ruhe – lassen Sie uns gemeinsam den Verkehrslärm wirksam reduzieren.

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