Grauer Wohnungsmarkt

Draußen regnet es, es ist sehr kühl, es windet frisch von der Küste und drinnen ist es eher trist, denn die wenigen angemieteten Quadratmeter sind meistens schimmelig und so gar nicht heimelig. Das Thema „Grauer Wohnungsmarkt“ passt zum Herbst, aber so gar nicht in die wohlige Adventszeit, denn es macht einmal mehr deutlich, wie die Gesellschaft immer mehr auseinanderdriftet. Auch in Oldenburg.

Aber der Reihe nach: Der damalige Kreisgeschäftsführer der Oldenburger Diakonie, Heinz-Hermann Buse, stellte im Oktober des vergangenen Jahres das Thema „Grauer Wohnungsmarkt“ dem „Arbeitskreis Bündnis Wohnen in Oldenburg“ vor. Unter dem sogenannten „Grauen Wohnungsmarkt“ sind Mietverhältnisse zwischen privaten Vermietern und Menschen zu verstehen, die aufgrund ihrer persönlichen Lebenssituation und Biografie große Schwierigkeiten haben, auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt eine Wohnung zu finden. Es sind dies z.B. Drogenabhängige, Menschen mit Mietschulden und ehemalige Obdachlose, meistens alleinstehende Männer. Diese Situation wird seit den 90er Jahren von Wohnungseigentümern ausgenutzt. Der NDR recherchierte ein zwölf Quadratmeter kleines Kellerzimmer in der Oldenburger Innenstadt für sage und schreibe 580 Euro monatlich inklusive Kakerlaken.

Nach den jahrelangen Beobachtungen von Buse sind weit mehr als 150 Menschen in Oldenburg von diesem „Grauen Wohnungsmarkt“ betroffen. Das lukrative Geschäft mit der Wohnungsnot Verzweifelter ist ein sicheres, denn das Sozialamt oder das Jobcenter zahlen diese horrenden Mieten. Die Kosten der Unterkunft erfolgt im Rahmen der gesetzlichen Regelungen des SGB II und SGB XII.

Mit Antrag vom 05.11.2019 baten die beiden GRÜNEN Ratsfrauen Ingrid Kruse und Rita Schilling den Sozialausschuss darum, Heinz-Herman Buse, beratendes Mitglied des Sozialausschusses, auf die Situation in eben diesem „Grauen Wohnungsmarkt“ in der Stadt einzugehen.

Im Sozialausschuss vom 19.05.2020, also ein halbes Jahr nach dem Antrag, stellte die Stadtverwaltung fest, dass „der Begriff „Grauer Wohnungsmarkt“ nicht konkret definiert ist und für unterschiedliche Sachverhalte verwendet wird“. In der nächsten Sitzung des Sozialausschusses am 03.06.2020 legte die Stadtverwaltung einen Bericht vor, der den Ist-Zustand versuchte darzustellen. Lösungen waren damals keine zu erkennen.

Mit drei weiteren Anträgen bewirkte die GRÜNEN Fraktion eine intensive Debatte auch unter der Fragestellung städtischen Wohnraum für die Unterbringung zur Verfügung zu stellen oder Freie Wohlfahrtsträger für diese Aufgabe zu gewinnen. In der letzten Sitzung des Sozialausschusses am 23.11.2020 stellte die Verwaltung Handlungsleitlinien zum Umgang mit Mietobjekten im Grauen Wohnungsmarkt vor und machte  zwei Vorschläge: eine Verbesserung der Wohnverhältnisse und die Bereitstellung wohnlicher Alternativen. Nachzulesen in der Nordwest-Zeitung.

Ingrid Kruse und Rita Schilling fassten diesen Vorschlag als „zielführend“ auf, möchten aber wissen, auf welchem Wege dieser bezahlbare Wohnraum entstehen solle und wie intensiv sich die Verwaltung mit den Vermietern auseinandersetzen wolle, um die nicht zu akzeptierenden Wohnverhältnisse zu verbessern. Es reiche nicht aus, die Miethöhe begrenzt auf 13,80 €, festzuschreiben. Im März 2021 erwarten sie das konkrete Konzept mit eindeutig definierten Maßnahmen über Angebote für die Menschen in prekären Lebenssituationen, wie weitere Wohnungsangebote durch soziale Träger und einen Vorschlag für das sogenannte Hotel-Plus-Modell. In dem Hotel sollen Menschen eine Bleibe finden, die Probleme haben, die Grundanforderungen eigener Mietverhältnisse sicherzustellen. Wohnraum hierfür wird auf jeden Fall benötigt und die Stadt wäre klug, sich jetzt schon bei ihren eigenen Immobilien umzuschauen.

 

 

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