Für die nächste Sitzung des Verkehrsausschusses am 21.03.2022 bittet die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN um Aufnahme des Tagesordnungspunktes
„Temporäre autofreie Zone in den Sommermonaten“
Beschlussvorschlag
1. Die Stadtverwaltung wird beauftragt, in den Sommermonaten von Juni bis September, die Straße „Schloßplatz“ als temporäre autofreie Zone auszuweisen. Die Straße soll dann nur für Fußgänger:innen und Radfahrende zugänglich sein.
2. Der Parkplatz im Wendehammer, an der Zufahrt am Schloß, soll für Kunden– und Lieferverkehre bestehen bleiben.
3. Die Zu– und Abfahrt zum und vom Parkplatz ist über die Zufahrt am Schloß (Paradewall/Schloßwall) zu regeln.
4. Um die Nutzung der verbleibenden Parkplätze für die anliegenden Geschäfte sicherzustellen, soll das Dauerparken durch die Anordnung einer Höchstparkdauer verhindert werden.
Begründung
Die sogenannten „Summer Streets“ stellen ein interessantes Konzept dar, Straßenzüge saisonal anders zu nutzen. Immer mehr europäische und internationale Städte entwickeln Konzepte für lebenswerte Städte mit weniger Autoverkehr und mehr Platz für Menschen. Durch autofreie Sommermonate werden Straßen in Städten weltweit zu temporären Treffpunkten für Fußgänger:innen und Radfahrende umfunktioniert, um die Lebens– und Aufenthaltsqualität an diesen Tagen für Anwohner:innen und Besucher:innen zu erhöhen und die Städte anders, befreit von Lärm und Abgasen zu erleben.
Beim Konzept der autofreien Sommerstraßen werden Straßen, die normalerweise für den Autoverkehr geöffnet sind über einen längeren saisonalen Zeitraum zu autofreien Gebieten erklärt und zu Fußgängerstraßen, zu Sommerplätzen mit Pflanzen, Möbeln und Kulturprogrammen oder zu Pop–Up–Parks mit Sitzgelegenheiten umfunktioniert. Das Konzept dient der Verkehrsberuhigung von Gebieten und soll zur sozialen Teilhabe der Bevölkerung führen. Während der temporären oder saisonalen Umnutzung dürfen motorisierte Fahrzeuge diese Strecken nicht oder nur sehr eingeschränkt befahren.
Die ersten Sommerstraßen gab es in Stockholm. Begonnen hatte alles 2015 mit zwei Straßenzügen mitten im Zentrum Stockholms, die man für den Autoverkehr gesperrt hatte. Statt dessen baute man Blumenkübel und Sitzmöbel auf. Die beiden Straßen wurden über den Sommer zu
Begegnungsstätten – von Mai bis September. Was als Modellversuch begann, weitete sich schnell aus. Jedes Jahr kamen neue Straßen hinzu. 2021 soll deren Gesamtlänge schon fast drei Kilometer betragen. Die Bewohner:innen begannen schnell, ihre Straße anzunehmen. Selbst vom Handel kamen wenig Einwände, da die Umsätze, ersten Erkenntnissen zufolge, teils sogar zunahmen.
Die Straße Schloßplatz bietet sich an, da sich gerade hier die Nachteile des Autoverkehrs zeigen. Ständig aus– und einparkende Autos machen diese Straße für alle anderen Verkehrsteilnehmer:innen gefährlich. Für die Gewerbetreibenden kann eine Sommerstraße von Vorteil sein. Viele Oldenburger:innen meiden die Straße. Die Straße bietet für Fußgänger:innen keine Aufenthaltsqualität, sie wird dominiert vom Parkplatzsuchenden Autoverkehr. Die Parkplatzfläche kann für die Außengastronomie, für Fahrradstellplätze, auch für Spiel– und
Sitzmöglichkeiten und für Pop–up–Parks genutzt werden. Weitere Spiel– u. Sitzmöglichkeiten könnten unter den Bäumen auf der angrenzenden Fläche auf dem Schloßplatz errichtet werden. Es kann Raum für Kulturschaffende entstehen. Ziel soll sein, den Menschen die Möglichkeit zu
geben, unverbindlich die Alternativen des städtischen Lebens, jenseits der autozentrierten Stadtplanung in Augenschein zu nehmen.
Folgende Aktivitäten und Maßnahmen könnten angeboten werden:
– Infopoints für Teilnehmer:innen und Interessierte
– Kultur und Kunst: Schach, Ausstellungen, offene Bühnen (Open Mic–Events), Straßen–Graffiti–Aktionen
– Streetfood oder ausgeweitete Außengastronomie für ansässige Restaurants
– Öffentliche Trinkwasserspender
– Sport, Erholung und körperliche Aktivitäten: Fahrradunterricht, Tanz, Yoga
– Möbel zum Verweilen und Bepflanzungen
Das temporäre autofreie Konzept lädt zu Begegnungen der Bürger:innen ein, macht alternative Nutzungsmöglichkeiten für die Straße erfahrbar und trägt damit auch zu einer Reflexion und Diskussion über die Bedeutung des öffentlichen Raums bei. Der Kunden– aber auch insbesondere der Lieferverkehr für die ansässigen Geschäfte soll weiterhin ermöglicht werden. Deshalb regen wir zusätzlich an, den Parkplatz im Wendehammer
(Zufahrt am Schloß) mit den im Beschlussvorschlag gemachten Vorgaben zugänglich zu lassen.
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