Einstellung in Bewegung bewegt

In Oldenburg ist das Wort Inklusion gerade dabei, sich von selbst zu entledigen, denn mehr als 100 Oldenburger Tanzende haben ein außergewöhnliches Tanzprojekt zu Antonin Dvoraks 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ in Kooperation mit dem Orchester des Oldenburgischen Staatstheaters auf die Bühne gebracht. Menschen mit besonderen Fähigkeiten bringen tanzend zum Ausdruck, wie sie sich die Zukunft Oldenburgs vorstellen – gemeinsam!

Das Tanzprojekt verbindet unterschiedlichste Menschen in sehr intensiver und außergewöhnlicher Form miteinander, die sich sonst häufig nicht begegnen oder kennenlernen würden, obwohl sie in ein und derselben Stadt leben – von jung bis alt, mit und ohne Rollstuhl, mit und ohne Gehör, Frauen und Männer mit unterschiedlichen Begabungen und Lebenskonzepten, Schüler_innen aller Schulformen, Jugendliche und Erwachsene mit Flucht-und Migrationshintergrund und Mitarbeiter_innen aus Verwaltung und Politik.

Das Finale von mehr als 100 Tanzenden zu den Klängen des Orchesters des Oldenburgischen Staatstheaters.

Das Finale von mehr als 100 Tanzenden zu den Klängen des Orchesters des Oldenburgischen Staatstheaters.

Bei dem Tanzprojekt „Aus der Neuen Welt“ ist die Illusion der Inklusion aufgehoben worden und bei zwei Vorstellungen von mehr als tausend Menschen stürmisch bejubelt worden. Künstler_innen mit Beeinträchtigung bereichern die Kulturlandschaft Oldenburgs so auf vielfältige Weise. Künstlerische Mittel ermöglichen in erster Linie eine Form von Kommunikation, die über die verbale Kommunikation hinaus reicht: Sie bergen in diesem Sinne ein enormes Potenzial. Auf diese Art und Weise entwickelt berührt Kunst noch mehr und bewegt noch mehr: Menschen, Ideen und Prozesse.

Der GRÜNE Kulturbegriff meint kein Luxusgut. Gerade in wirtschaftlich eher schwierigen Zeiten trägt die Teilhabe an Kunst- und Kulturveranstaltungen dazu bei, den gesellschaftlichen Dialog und damit auch den Zusammenhalt zu stärken. Nicht teilnehmen zu können, grenzt aus. Der mechanisch wirkende Begriff Inklusion beschreibt ein lebendiges Grundrecht, das Menschen mit Einschränkungen selbstverständlich einfordern können. Menschen ohne Behinderungen, die Normalen, haben den Behinderten dieses Grundrecht bis heute in Gänze nicht zugestanden, weil es ihnen zu umständlich ist, sich auf deren besondere Bedürfnisse einzulassen.

Ein begeistertes Publikum klatschte minutenlang Beifall, für den sich die Tanzenden, unter ihnen die GRÜNE Fraktionssprecherin Andrea Hufeland und Dr. Mousa Mazidi von IBIS e.V. bedankten.

Ein begeistertes Publikum klatschte minutenlang Beifall, für den sich die Tanzenden, unter ihnen die GRÜNE Fraktionssprecherin Andrea Hufeland und Dr. Mousa Mazidi von IBIS e.V. bedankten.

Künstlerische Mittel ermöglichen eine Form von Kommunikation, die über die verbale Kommunikation hinaus reicht und ein enormes Potenzial bergen. In diesem Sinne begleiten Alexander Hauer und Corinna Bruggaier von der Agentur OpusEinhundert seit 2003 verschiedene Theater-und Tanzprojekte unter anderem die Produktion „Europa Kinderland“, die im Rahmen des informellen EU-Außenminister Treffens 2007 als Kulturprogramm aufgeführt wurde oder 2010 mit über 350 Beteiligten das Projekt Polski Blues mit dem Zukunftslabor der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und jetzt in Oldenburg das Tanztheater „Aus der Neuen Welt.“ zum Thema Inklusion – die Vision einer Gesellschaft, die alle aufnimmt, der Aufbruch in eine neue Welt, in der aus Verschiedenartigkeit ein selbstverständliches Miteinander wird. Wenn man das schafft, kann man miteinander wachsen und zusammen Großes vollbringen. Das haben die beiden Vorstellungen eindrucksvoll gezeigt und viele Menschen berührt und bewegt.

 

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